Zum 150. Todestag von Heinrich Heine
Heute würde er wieder ins Exil gehen. Freiwillig, aus Unmut über die Deutschen, die mal wieder in ihrem Wintermärchen darben, selbst herbeigezaubert aus Anspruchshaltung, Lernunwilligkeit und Reformstau.
Die Rede ist von Heinrich Heine, der am 17. Februar 1856 im Pariser Exil starb. Wobei die Pariser Luft dem frankophilen Poeten der Freiheit und irdischen Sinnenlust überaus zusagte. "Fragt Sie jemand, wie ich mich hier befinde, so sagen Sie: wie ein Fisch im Wasser. Oder vielmehr, sagen Sie den Leuten: daß wenn im Meer ein Fisch den anderen nach seinem Befinden fragt, so antworte dieser: ich befinde mich wie Heine in Paris." (An Ferdinand Hiller, 24.10.1832). Seine Liebe stieß auf Gegenliebe: Viele prominente Franzosen schätzten Heine seines Charakters und seiner begabten Feder wegen, die er selbst auf Französisch zu führen verstand. Honoré Balzac rühmte ihn als einen, der "in Paris den Geist und die Poesie Deutschlands (repräsentiert), wie er in Deutschland die lebendige und geistreiche Kritik verkörpert." Adolph Thiers bezeichnete Heine 1850 gar als vollendeten französischen Schriftsteller. "Der Mann, der zur Stunde das beste Französisch schreibt, ist ein Deutscher, und dieser Deutsche heißt Heinrich Heine."
Tatsächlich hatte Harry Heine, geboren am 13.12.1797 um 15.20 in Düsseldorf, in Frankreich seine Wahlheimat gefunden. Passend dazu hat der freiheitsliebende Dichter seinen Punkt der Bestimmung und Berufung (MC) im Wassermann. Dicht daneben, noch im 9. Haus, steht seine Venus. Ihr Quadrat zu einer Mars- Neptunkonjunktion im 6. Haus zeigt an, dass er sein irdisches Paradies zwar politisch gefordert und poetisch besungen, es aber nicht unbedingt gekriegt hat. Seine Außenseiterrolle in Deutschland (Mars-Neptun Konj. im sechsten Haus) konnte der gebürtige Jude Harry Heine auch mit dem "Taufzettel", dem "Entréebillett zur europäischen Kultur", nicht ablegen.
Pluto im 10. Haus Trigon Mond oder der machtvolle mütterliche Einfluss.
Alles sollte er ihrem Wunsch nach werden, nur kein Dichter! Dieser mütterliche Wunsch war mehr als verständlich - schließlich lautete das existentielle Gebot der Stunde für die assimilationswillige jüdische Bevölkerung Deutschlands "Pass dich an, streng dich an, fall nicht auf und lass dich taufen". Heine charakterisiert seine Mutter Betty Heine, geborene van Geldern, in seiner Autobiographie liebevoll als die "Oberleitung seines Lebens": "Meine Mutter aber hatte große, hochfliegende Dinge mit mir im Sinn, und alle Erziehungspläne zielten darauf hin. Sie spielte die Hauptrolle in meiner Entwickelungsgeschichte, sie machte die Programme aller meiner Studien, und schon vor meiner Geburt begannen ihre Erziehungspläne. Ich folgte gehorsam ihren Wünschen, jedoch gestehe ich, daßīsie schuld war an der Unfruchtbarkeit meiner ersten Versuche und Bestrebungen in bürgerlichen Stellen, da dieselben niemals meinem Naturell entsprachen." Die Mutter ließ ihm jedoch Freiraum im Denken und in der Auswahl seiner Lektüre. In Simon von Geldern, einem Bruder seiner Mutter, selbst familiärer Außenseiter und Gelegenheitsschriftsteller, erfährt Heine eine erste positive Bestärkung seiner Eigenart: Dieser "Sonderling von unscheinbarem, ja sogar närrischem Äußeren hat mit seiner Wut des Schriftstellerns, .....vielleicht in mir die Lust zu schriftlichen Versuchen angeregt".
Noch während seines Jurastudiums veröffentlicht Heine 1821 sein erstes Buch "Gedichte" und wird mit den zwei Bänden der "Reisebilder" und dem "Buch der Lieder" ab 1827 in Deutschland bekannt.
Seine Zwillings-Schütze Achse (AC-DC) prädestinierte ihn regelrecht zum weltläufigen Journalisten. Der Zwillings Aszendent symbolisiert seinen neugierigen, am abwechslungsreichen Alltag orientierten Intellekt, seine Fähigkeit der Artikulation, die sich in horizonterweiternden Begegnungen auslebt (Merkur als H von 1 in 7 im Schützen). Heine war geschätzter Gast in vielen berühmten internationalen Salons seiner Zeit: Seine Schütze Sonne kommt aus dem vierten Haus und steht in Konjunktion mit Merkur in 7.
Das siebte Haus entspricht auch der Bildaufnahme, den Gedanken. Berühmt geworden ist Heinrich Heine durch sprachliche Bilder in seiner Lyrik und Prosa , die sich zwar des sprachlichen Erbes der deutschen Romantik bedienten (Merkur/Sonne Spgpkt Saturn), sie jedoch ironisch durchbrachen und neu zusammenfügten (Merkur/Sonne Quadrat Uranus+Sonne Spiegelpunkt Jupiter).
Seine Schilderungen bestechen bis heute durch ihre unmittelbare Lebendigkeit (Merkur Sextil Mond) und treffen überdies den Kern der Sache (Merkur Sextil Pluto). Und der enthielt im biedermeierlich-obrigkeitsgeprägten Deutschland etliche Tabus, vor deren Artikulation Heine nie zurückschreckte.
"Wir kämpfen nicht für die Menschenrechte des Volks, sondern für die Gottesrechte der Menschen. ..wir stiften eine Demokratie gleichherrlicher, gleichheiliger, gleichbeseligter Götter. Ihr verlangt einfache Trachten, enthaltsame Sitten und ungewürzte Genüsse; wir hingegen verlangen Nektar und Ambrosia, Purpurmäntel, kostbare Wohlgerüche, Wollust und Pracht, lachenden Nymphentanz, Musik und Komödie - Seid deshalb nicht ungehalten, Ihr tugendhaften Republikaner! Auf Eure zensorische Vorwürfe entgegnen wir Euch, was schon ein Narr des Shakespeare sagte: meinst du, weil du tugendhaft bist, solle es auf Erde keine angehnemen Torten und keinen süßen Sekt mehr geben?"
Ohne es vielleicht zu wissen, setzte Heine neue Maßstäbe im Schreiben (Merkur Konj. Sonne Spiegelp. Saturn). Er führte das Feuilleton in die deutsche Sprache ein, den leichten Plauderton, der es versteht, anspruchsvolle geistige Kost in angenehmen Häppchen dem Leser unterzujubeln.
Von daher wird Heine immer aktuell bleiben, ob mit oder ohne astrologische Hilfsmittel: Der laufende Pluto bewegt sich seit geraumer Zeit durch sein 7. Haus, mittlerweile sogar über seinen Merkur und mag anzeigen, dass sein Bild in der Öffentlichkeit einer Wandlung unterliegt. Seine Venus als höchststehender Planet im Horoskop erfährt vom Zeitmesser Saturn in der Sekundärdirektion überdies eine Konjunktion - passende Symbolik für seine derzeitige Würdigung zum 150. Todestag!