Was kann uns Astrologie heute bieten?

Plädoyer für eine Disziplin jenseits von Zeitungshoroskopen und Mondkalenderratgebern

A s t r o  ist  i n !  Zusätzlich zu den verachteten, aber trotzdem gelesenen Zeitungshoroskopen boomen die Mondratgeber und vermitteln naiven Gläubigen, mit der Wahl des günstigen Zeitpunkts könne man beruhigt die Selbstverantwortung aus der Hand legen und unserer Zeittendenz des easy going auch in kosmischer Hinsicht frönen.

Nur: Das Leben ist keine Konsumparty und eine seriös verstandene Astrologie eben auch nicht.

Aber nach wie vor ist das Verständnis von Astrologie in unserer Öffentlichkeit verzerrt. Publikumswirksamer ist halt der alleswissende Magier, wöchentlich im Fernsehen erlebbar durch Winfried Noé, der in der 2 Minuten Diagnose seinen Klienten sagt, wo es lang geht. Dabei hat sich so viel getan in der Astrologie!

In den letzten Jahrzehnten fand eine fruchtbare Auseinandersetzung mit der Psychologie statt, die den Paradigmenwechsel zuließ von einer anrüchigen,unseriösen Disziplin zu einer "Wissenschaft", die weiß, was sie vertreten kann und was nicht. Magische Alleswisser sind therapeutisch orientierten Beratern gewichen, die um ihre eigene Schwächen wissen und um die fundamentale Einsicht, dass sie vielleicht ihre Klienten ein bisschen inspirieren können, sich selbst zu helfen. Nicht mehr und nicht weniger. Und dass weniger oft mehr ist nach dem Motto von Sokrates "Ich weiß, dass ich nichts weiß". Denn viele, die sich ernsthaft mit dem Zusammenhang zwischen konkreter Lebenserfahrung und theoretischen astrologischen Faktoren beschäftigt haben, werden bemerken, dass ein-und dieselbe Konstellation immens viele Äußerungsmöglichkeiten haben kann.

Beispiel: die berüchtigte Mars/Pluto Verbindung.

Die kann vom Triebtäter bis zu einer produktiven und tiefgehenden Form gehen, mit Lebensenergie umzugehen, z.B. als Körpertherapeut, Kampfsportler, Tiefbohrspezialist .... Der Möglichkeiten sind unendlich viele, nach dem Motto "Die Konstellation ist wie das Leben selbst ein Gleichnis", es liegt am Betrachter selbst, was man sieht und wie man es erlebt. Sich dieser Brille bewusst zu werden, ist schon die halbe Miete. Und dabei kann das Horoskop eine inspirierende Hilfe sein.

Zeitliche Rhythmen im Horoskop

Eine weitere überprüfbare und fruchtbare Möglichkeit, Parallelen zwischen dem Leben und astrologischen Faktoren zu entdecken, bieten u.a. die Transite, die die (hier frei zitierten) Bibelworte bestens illustrieren.

Entgegen dem Credo unserer Zeit kann man nicht alles jederzeit vollführen. Jedes Leben hat seinen eigenen zeitlichen Rhythmus, was für den Einen im Moment passt, passt für den Anderen gar nicht. Und dafür bietet die Astrologie - jenseits fixierender Zukunftsprognosen - eine schöne Bestätigung.

Geht z.B. der Saturn durch mein 7. Haus, dann ist davon auszugehen, dass in diesen 2-3 Jahren meine Begegnungen einer ernsthaften Prüfung unterzogen werden. Inwieweit sind meine Freundschaften und Partnerschaften noch stimmig und zeitgemäß? wäre eine fruchtbare Fragestellung. Welche Beziehung jedoch einen verpflichtenden Charakter annimmt, welche sich auflöst, das wird kein seriöser Astrologe sagen können. Das muss er dem Leben der Klienten und deren Entscheidung überlassen.

Im Nachhinein ist man immer schlauer - derjenige, der sich mit Astrologie befasst und derjenige, der ohne sie auskommt. Auch das ausgefeilteste Wissen um astrologische Techniken wird keinem Astrologie-Kundigen krisenhafte Lebenserfahrungen ersparen und es sind diese Erfahrungen, die einem selbstehrlichen Astrologen die Ohnmacht des Wissens angesichts des Lebens offenbaren. Wie er/sie mit dieser Erfahrung umgeht, inwieweit er sie negiert, verdrängt, in ihr scheitert oder er sie integrieren kann, bleibt allein der Persönlichkeit des Betroffenen vorbehalten. Und die kann sich - je nach Lebensumständen und eigenem Willen - immer noch wandeln. Auch hier sind keine fixen Vorhersagen möglich.

Im Nachhinein ist man immer klüger - das gilt besonders bei der Lebensschilderung von berühmten Persönlichkeiten, deren Leben man übersichtlich vor Augen hat und das man - wenigstens teilweise - verstehen kann.
Natürlich mit und ohne Astrologie. Die beiden Astroporträts, die ich hier veröffentliche, sind für mich anschauliche Beispiele dafür, inwiefern astrologische Konstellationen Spiegelfunktionen innehaben. Dem Horoskop allein kann ich nicht entnehmen, ob es sich um ein Tier, einen Menschen, ein Ereignis handelt. Aber im Zusammenhang mit dem tatsächlichen Leben werden die Konstellationen zu einem farbigen, lebendigen Spiegel, der zeitliche Rhythmen und charakterliche Faktoren auf den Punkt gebracht facettiert. Und der mir auch (im Beispiel von Clara Schumann) über interessante Hintergründe Aufschlüsse geben kann, die ich bisweilen den überlieferten Tatsachen nicht entnehmen kann.

Ich wünsche eine unterhaltsame Lektüre!